Die TAG Heuer Carrera x Porsche RS 2.7 erinnert an den 50. Jahrestag des hochdrehenden, luftgekĂŒhlten Autos von 1972. Die Schweizer Avantgarde-Marke und der schwĂ€bische VollblĂŒter unterzeichnen 2021 ein globales Partnerschaftsabkommen. Das neueste Modell wird wahlweise in Stahl oder 18K 5N RosĂ©gold angeboten und ist auf 500 bzw. 250 Exemplare limitiert. Angus Davies erkundet die gemeinsame Geschichte, die dieser Zusammenarbeit zugrunde liegt, und geht auf die Spezifikationen dieses modernen Chronographen ein.

Allzu oft wird ein neues Produkt mit großem Tamtam auf den Markt gebracht, begleitet von den Worten “kultig” oder “legendĂ€r”. Leider werden diese Superlative in vielen FĂ€llen ohne jede Berechtigung verwendet. Es gibt jedoch einige Produkte, die solche prestigetrĂ€chtigen Bezeichnungen verdienen.

Ikonische oder legendĂ€re Produkte, die zum Zeitpunkt ihrer MarkteinfĂŒhrung oft bahnbrechend waren, sind Beispiele fĂŒr vollendetes Design und werden von vielen bewundert. Es sind genau diese Eigenschaften, die solche Produkte aus der Masse herausheben. Sowohl die Heuer Carrera als auch der Porsche 911 sind eindeutig Ikonen und werden fĂŒr immer von Uhrenliebhabern und Benzinfans gleichermaßen bewundert werden.

HEUER CARRERA

Die UrsprĂŒnge der TAG Heuer Carrera gehen auf den Januar 1962 zurĂŒck, als Jack Heuer das 12-Stunden-Rennen in Sebring, Florida, besuchte. Jack hatte den Organisatoren des Rennens ein Dutzend Heuer-Taschenchronographen geliehen, und als Anerkennung dafĂŒr luden sie ihn zu dem Rennen ein. WĂ€hrend der Veranstaltung unterhielt sich Jack mit den Eltern der beiden jungen Rennfahrer Pedro und Ricardo Rodriguez. Dabei kamen sie auf ein tĂŒckisches Straßenrennen in Mexiko zu sprechen, die Carrera Panamericana.

Dieses 1950 erstmals ausgetragene Rennen begann in der NĂ€he der Grenze zu Guatemala und endete im Norden Mexikos, nahe der Grenze zu den USA. Als Jack den Diskussionen ĂŒber das ĂŒber 3000 km lange Rennen aufmerksam zuhörte, fiel ihm das Wort “Carrera” auf, das auf Spanisch “Rennen” bedeutet. Er liebte dieses Wort und kommentierte es in seiner Autobiografie “Die Zeiten meines Lebens”:

‘…. das spanische Wort Carrera. Ich mochte nicht nur seinen sexy Klang, sondern auch seine vielfĂ€ltigen Bedeutungen, die Straße, Rennen, Strecke und Karriere umfassen. Alles ganz klar Heuer-Thema! ‘

ZurĂŒck in der Schweiz meldete Jack den Namen “Heuer Carrera” an, und der Rest ist Geschichte….nun ja, nicht ganz. Denn so fabelhaft der Name “Carrera” auch war und ist, er musste von einem entsprechend verdienstvollen Produkt begleitet werden.

1963 war die Geburtsstunde des Heuer Carrera Chronographen. Er war mit einem Ă€ußerst klaren und gut ablesbaren Display ausgestattet. Damals waren UhrenglĂ€ser aus Kunststoff weit verbreitet, noch vor dem heute ĂŒblichen Saphirglas. Ein Speziallieferant der Schweizer Firma stellte einen Spannring aus Stahl her, der das Kunststoffglas in seiner Position hielt und das Eindringen von Wasser verhinderte. Jack hatte die geniale Idee, den Spannring mit einer sauberen Spur zu markieren, auf der die ganzen â…•-Sekunden stehen. Auf diese Weise blieb der Hauptbereich des Zifferblatts klar und ĂŒbersichtlich. SpĂ€ter adaptierte Heuer diesen Ansatz und brachte eine Tachymeterskala auf dem Spannring an. Von da an war die Heuer Carrera fĂŒr immer mit klaren, gut lesbaren ZifferblĂ€ttern verbunden.

PORSCHE CARRERA – GROSSE GEISTER DENKEN ÄHNLIC

Heuer war nicht das einzige Unternehmen, das die emotionale QualitĂ€t des Wortes “Carrera” erkannte. Bei der Carrera Panamericana 1952 traten Privatiers an, die ihre Stuttgarter VollblĂŒter ĂŒber die tĂŒckische Strecke steuerten. Doch erst 1953 nahm Porsche mit zwei CoupĂ©s vom Typ 550, gesteuert von Karl Kling und Hans Herrmann, offiziell an der Carrera Panamericana teil. Leider schaffte es das Werksteam nicht, das Rennen zu beenden.

Ein lokaler Importeur von Porsche-Fahrzeugen, Jaroslav Juhan, setzte jedoch auch zwei CoupĂ©s des Typs 550 ein, mit denen Jose Sala Herrarte Ariano 1953 die Carrera Panamericana gewann. Die schwĂ€bische Automarke feierte in Mexiko wiederholt Erfolge, und der Name Carrera” wurde schließlich fĂŒr den inzwischen zur Ikone gewordenen Porsche 356 ĂŒbernommen (eine Bezeichnung, die er zu Recht verdient). In der Folgezeit wurde der Name Carrera auf die “Hochdrehzahlmodelle” des Unternehmens angewandt. Schließlich ersetzte Porsche 1963 den 356 durch den 911.

PORSCHE 911 CARRERA RS 2.7

1972 brachten die Stuttgarter den mittlerweile legendĂ€ren (auch hier ist das Wort gerechtfertigt) Porsche 911 Carrera RS 2.7 heraus. Dieser von Puristen hochgelobte und von vielen Porsche-AnhĂ€ngern begehrte Wagen war mit einem 2,7-Liter-Sechszylinder-Boxermotor ausgestattet, der bei maximaler Drehzahl rund 210 PS leistete. Die beeindruckenden Leistungen sind auch auf die geringe Masse des Modells zurĂŒckzufĂŒhren, die bei etwa 960 kg lag – ein unglaublicher Wert im Vergleich zu vielen modernen Autos.

Der untere Teil der TĂŒren und KotflĂŒgel wurde mit dem mittlerweile ikonischen Carrera-Schriftzug in der legendĂ€ren Schriftart der Marke versehen. Ein Spoiler an der Front und das berĂŒhmte “EntenbĂŒrzel” am Heck verbesserten den Abtrieb – eine willkommene Verbesserung fĂŒr ein Auto, das bei NĂ€sse bekanntermaßen etwas “hecklastig” war. KrĂ€ftige Farben waren in dieser Zeit sehr angesagt. Guards Red, Mexico Blue, Light Yellow, Lime Green, … insgesamt 27 Farben wurden damals angeboten. Ein Satz farblich abgestimmter Fuchs-RĂ€der im 5-Speichen-Design rundete den Look des beliebten luftgekĂŒhlten 911 Carrera RS 2.7 ab. FĂŒr viele Puristen bleibt das Modell der schönste Ausdruck des Porsche Besitzes.

EINE UNVERMEIDLICHE PARTNERSCHAFT

Im Laufe der Geschichte von Porsche und TAG Heuer haben sich die Wege der beiden Unternehmen immer wieder gekreuzt. TAG Heuer, ein Unternehmen mit einer reichen Geschichte in der Herstellung von Zeitmessinstrumenten und Chronographen, hat viel Zeit in den Boxen mit verschiedenen Motorsportlegenden verbracht. Heute ist sein Name auf einer Vielzahl von Rennwagen zu sehen, die in verschiedenen Formeln antreten.

Im Jahr 2021 wurde es dann offiziell. Porsche und TAG Heuer unterzeichneten ein globales Partnerschaftsabkommen, das die “gemeinsame Geschichte und die gemeinsamen Werte” ihrer Marken anerkennt. Kaum war die Tinte auf den Papieren getrocknet, begannen die kreativen Köpfe der Schweizer Uhrenmarke mit dem Entwurf von Produkten mit zwei Marken. Die TAG Heuer Carrera Porsche Chronograph Special Edition 44mm Calibre Heuer 02 mit ihrem Zifferblatt im Asphalt-Design war die erste, die das Raster verließ, aber andere Modelle sind seitdem gefolgt, darunter eine vernetzte Uhr, die erst vor wenigen Wochen (August 2022) vorgestellt wurde.

TAG HEUER CARRERA PORSCHE

Jetzt haben sich die Schweizer Avantgarde-Marke und die schwÀbische Marke erneut zusammengetan und die TAG Heuer Carrera x Porsche RS 2.7 herausgebracht. Diese Uhr erinnert an den 50. Jahrestag des Hochdrehzahlautos von 1972.

Die neue Uhr, die in zwei Varianten erhĂ€ltlich ist, einer Referenz aus Edelstahl (limitiert auf 500 Exemplare) und einem zweiten Modell aus 18K 5N RosĂ©gold (limitiert auf 250 Exemplare), zeichnet sich durch eine ganz besondere Ästhetik aus, die sie von ihren VorgĂ€ngern unterscheidet.

TAG Heuer Carrera x Porsche RS 2.7

TAG HEUER PORSCHE CARRERA UHR

Jede Besitzvariante verfĂŒgt ĂŒber ein weißes Zifferblatt mit farbigen Akzenten, blau fĂŒr das Stahlmodell und rot fĂŒr die Goldvariante. Der zentrale Chronographen-Sekundenzeiger und die Zeiger auf den ZĂ€hlern nehmen die gehĂ€usespezifischen Farbtöne auf.

Die TAG Heuer Carrera x Porsche RS 2.7 steht ganz im Zeichen von Jack Heuers Vorliebe fĂŒr klare und ĂŒbersichtliche ZifferblĂ€tter und vermittelt Informationen in einem sehr verstĂ€ndlichen Format. Die stabförmigen, leuchtenden Stunden- und Minutenzeiger entsprechen der bewĂ€hrten modernen Carrera-Designsprache, ebenso wie die Indexe. Bei der Variante mit GoldgehĂ€use werden die Rhodiumelemente durch Gold ersetzt, was der Uhr einen Hauch von Reichtum verleiht.

Auf den ersten Blick könnte man das Zifferblatt mit einem Bi-Compax-Layout verwechseln, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man bei 6 Uhr eine kleine Sekundenanzeige, die nur leise zu hören ist. Sie ist gut lesbar, spielt aber im Vergleich zu den benachbarten ChronographenzÀhlern eine eher untergeordnete Rolle.

Die ChronographenzĂ€hler sind geschliffen (Azurage) und weisen je nach gewĂ€hltem GehĂ€usematerial koordinierte Blau- oder Rottöne auf. Ein 30-Minuten-Chronographenregister befindet sich neben der Krone, wĂ€hrend ein 12-Stunden-Chronographenregister gegenĂŒber angeordnet ist. Die Anordnung der ZĂ€hler sorgt fĂŒr eine willkommene Symmetrie, wĂ€hrend das Datumsfenster bei 6 Uhr auf einer Nord-SĂŒd-Achse liegt und so zu einem Ă€ußerst harmonischen Erscheinungsbild beitrĂ€gt.

Die Minuterie, ebenfalls in den bereits erwĂ€hnten blauen und roten Farbtönen, sitzt auf einem Flansch und mildert so die UnĂŒbersichtlichkeit des Zifferblatts. Es erinnert mich an Jacks Idee mit dem Spannring, die er bei der Heuer Carrera von 1963 verwendet hat.

Schließlich sind es die vielen feinen Details, die die Komposition dieses Zifferblatts bereichern. Die gestufte Datumsanzeige ist zugegebenermaßen ein kleines Detail, trĂ€gt aber zum Gesamteindruck der Üppigkeit bei. Ein farblich abgestimmter Kranz, der das Zifferblatt einrahmt, verweist auf die beeindruckende 80-Stunden-Gangreserve der Uhr. Das Zifferblatt ist ein LehrstĂŒck fĂŒr durchdachtes Design, das viele Porsche-Fans zweifellos zu schĂ€tzen wissen werden.

TAG HEUER CARRERA PORSCHE CHRONOGRAPH LIMITIERTE AUFLAGE

Beide GehĂ€useoptionen haben einen Durchmesser von 42 mm, eine GrĂ¶ĂŸe, die eine große Anziehungskraft ausĂŒbt. Da sie das gleiche GehĂ€use haben wie die “normale” Carrera 42 mm (die 2020 auf den Markt kommt), kann ich bestĂ€tigen, dass diese Uhr unglaublich angenehm zu tragen ist. Guy Bove, der Kreativdirektor der Marke, und sein talentiertes Team haben sich viel MĂŒhe gegeben, die Ergonomie des GehĂ€uses und des Armbands zu optimieren. Legen Sie die Uhr einfach an Ihr Handgelenk und Sie werden sehen, dass diese BemĂŒhungen nicht umsonst waren.

TAG Heuer Carrera x Porsche RS 2.7

Das GehĂ€use weist zahlreiche Facetten auf, die mit dem Licht interagieren und das GehĂ€use mit kontrastreichen Glanz- und Schattierungsbereichen durchdringen. Bei der Stahlvariante ist der DrĂŒcker bei 2 Uhr in Blau gehalten, wĂ€hrend die Goldvariante auf jede zusĂ€tzliche Farbe verzichtet.

Die linke Flanke des GehĂ€uses ziert der Schriftzug “Carrera”, der in der ikonischen Schriftart und teilweise als Relief ausgefĂŒhrt ist. Bei der Stahlversion ist der Schriftzug mit einer blau getönten Einlage versehen, wĂ€hrend das Goldmodell auf Farbe verzichtet und das edle Material optimal zur Geltung bringt.

TAG Heuer liefert die Stahlversion mit einem H-förmigen Stahlarmband und einem zusĂ€tzlichen “sportlichen Stoffarmband” mit Carrera-Aufdruck. Das goldene Modell erhĂ€lt durch ein rotes Alligatorlederarmband einen formelleren Look.

KALIBER HEUER 02 AUTOMATIK

Das 2017 auf den Markt gebrachte Kaliber Heuer 02 Automatic ist vollstĂ€ndig integriert und verfĂŒgt ĂŒber ein SĂ€ulenrad und eine vertikale Kupplung, was aus zwei GrĂŒnden als die ultimative Spezifikation fĂŒr einen Chronographen gilt.

BetĂ€tigen Sie zunĂ€chst den DrĂŒcker bei 2 Uhr und Sie werden feststellen, dass der zentrale Chronographen-Sekundenzeiger seine Reise ohne Stottern oder Verzögerung antritt. Das ist leider nicht bei allen Chronographen so. Zweitens, wenn Sie die DrĂŒcker betĂ€tigen, bemerken Sie, wie leicht sie sich anfĂŒhlen, mit einer herrlich seidigen Bewegung.

Dieses Uhrwerk hat eine Frequenz von 28.800 Umdrehungen pro Minute (4 Hz) und lĂ€uft 80 Stunden lang autonom. Das Werk ist durch einen Sichtboden sichtbar und verwöhnt seine Besitzer mit zahlreichen raffinierten Details. So ist die Schwungmasse durchbrochen und mit einem Markenzeichen versehen, wĂ€hrend die BrĂŒcken mit einem Genfer Schliff versehen sind.

SCHLUSSBEMERKUNGEN

Von allen bisherigen Kollaborationen zwischen Porsche und TAG Heuer, von denen es bereits einige beeindruckende gab, ist dies meiner Meinung nach die beste.

TAG Heuer Carrera x Porsche RS 2.7

Durch die geschickte Anordnung der Chronographenregister vor der kleinen Sekundenanzeige erscheint die Uhr wie ein Bi-Compax-Modell mit der damit verbundenen angenehmen Symmetrie, aber mit der FunktionalitÀt eines Tri-Compax-Layouts.

Der geschmackvolle Einsatz von Farbe belebt das Zifferblatt, ohne jedoch von seinem eigentlichen Zweck abzulenken. Das GehĂ€use zeigt sich in der bewĂ€hrten Carrera-Schönheit, die erstmals beim Update 2020 zu sehen war, jetzt aber mit dem unverwechselbaren und originellen “Carrera”-Schriftzug auf der linken Flanke versehen ist.

Das Kaliber Heuer 02 ist ein modernes, bewĂ€hrtes Uhrwerk, in das das große Know-how einer Uhrenmarke mit 162 Jahren Erfahrung eingeflossen ist.

An dieser Stelle werden Sie sich vielleicht fragen, ob das Kaliber Heuer 02 besser ist als das Uhrwerk in der Heuer Carrera von 1963. Meiner Meinung nach lautet die Antwort: “Zweifelsohne”. Genauso könnten Sie fragen, ob die aktuelle Generation des 911 (992), die 2012 auf den Markt kam, dem Porsche 911 Carrera RS 2.7 ĂŒberlegen ist? Nun, einige Kommentatoren mögen mit dem neuesten Know-how argumentieren, aber ich persönlich bin mir da nicht sicher. Eines ist jedoch sicher: Sowohl der Porsche 911 als auch der TAG Heuer Carrera verdienen definitiv die Begriffe “ikonisch” und “legendĂ€r”.